Trashtower
Dezember 2010






Diese Ausstellung handelte nicht nur von der Stadt selbst, sondern auch vom Umgang mit ihr. Realstadt.Wünsche als Wirklichkeit zeigte Stadtentwicklung als Projekt vieler Akteurinnen und Akteure – mit alltäglichen Wünschen und spektakulären, idealistischen und ökonomisch motivierten, lokalen und weltumspannenden. Denn: Städte sind aus Wünschen gebaut, von Wünschen bewegt und von Wünschen durchlebt.
Rund 250 Architektur- und Stadtmodelle sowie 65 beispielhafte Projekte aus ganz Deutschland erzählten vom Wunsch nach Veränderung und von den Energien, die dafür nötig sind. Ausgewählt wurden die Modelle nach einem bundesweiten Aufruf aus den Einreichungen von Kommunen, Planungsbüros und Hochschulen, aber auch von Initiativen und Einzelpersonen. Großflächige Stadtumbauten gehörten ebenso dazu wie punktuelle Interventionen, realisierte Konzepte und gescheiterte Wettbewerbe, Partizipationsprozesse oder kühne Einzelthesen. Einen wichtigen Ausgangspunkt bildeten die Preisträger des „Nationalen Preises für integrierte Stadtentwicklung und Baukultur”, der 2009 vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung ausgeschrieben wurde.
Trashtower Ein ausgedientes Kesselhaus wird von Darmstadt nach Bochum verladen, um dort eine Transformation zum Künstlerhotel zu erfahren.Aufgabe ist Konzept, Transformation zum Leitgedanken. Der Ort mit seinen spezifischen Merkmalen: Kolosseum, Verladebahnhof, Bergbau, Grünpark und die Stahlskelettstruktur des Kesselhauses sind entwurfsbestimmende Parameter. So wird ein Schaufelbagger zur Aussichts- und Veranstaltungsplattform, ausrangierte Güterwaggons zu Zimmern, der Kohlbehälter zum Schwimmbad und Wellnessbereich, Stahlplatten, Ketten und Industrieglas zu Lobby und Café/bar transformiert und in das Kesselhaus integriert. Durch seine exponierte Lage in einem Industriepark und durch seine Unverwechselbaren Charakter wird das Künstlerhotel- Trashtower- Landmark und Identitätsstifter.
Realstadt.Wünsche als Wirklichkeit bespielte rund 8.000 qm der gewaltigen Turbinenhalle im 1961 erbauten ehemaligen Kraftwerk Mitte. Hier fügten sich die Modelle zu einer weitläufigen Stadt auf Zeit, in der Bremen neben Aachen liegt und Görlitz neben Ulm. Dies auf zwei Geschoßen der Turbinenhalle, die selbst wie eine Art erweiterte Stadtlandschaft anmutet. Erstmals für eine Ausstellung hergerichtet, bot dieser Bau in seiner massiven Brüchigkeit einen überwältigenden Resonanzraum für das Spiel der Modelle und machte den Stadtdiskurs zum Schauvergnügen.
Veranstalter war das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) vertreten durch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Konzipiert und realisiert wurde die Ausstellung von Martin Heller (Heller Enterprises), Intendant von Linz2009 Kulturhauptstadt Europas und zuvor künstlerischer Direktor der Schweizerischen Landesausstellung EXPO.02, gemeinsam mit der Kuratorin Angelika Fitz und dem Architekten Tristan Kobler, Holzer Kobler Architekturen.
Die Ausstellung
2. Oktober 2010 bis 28. November 2010 im Kraftwerk Mitte, Berlin
Vom 1. Oktober bis zum 28. November war Berlin Schauplatz der großen Stadtausstellung Realstadt.Wünsche als Wirklichkeit.
Realstadt.Wünsche als Wirklichkeit– die Publikation
Acht Fotografinnen und Fotografen haben sich auf eine Einladung hin in Realstadt umgesehen. Aus einer Ausstellung, die ihrerseits die Wirklichkeit weder abbildet noch illustriert, sondern auf unverwechselbare Weise verkörpert, wurde eine Bilderzählung. Dabei überrascht die Selbstverständlichkeit, mit der all diese Bilder von den lokalen Bedingungen, Plänen und Wünschen deutscher Städte berichten und doch Teile einer eigenen städtischen Wirklichkeit sind, wie sie Realstadt zwei Monate lang im Kraftwerk Mitte produziert hat. Die Publikation erschient am 13. Dezember 2010.
Realstadt.Wünsche als Wirklichkeit / Wishes Knocking on Reality's Doors; herausgegeben von: Angelika Fitz, Martin Heller; mit Fotografien von: Tobias Gratz, Torben Höke, Philipp Horak, Paul Kranzler, Sandra Kuhne, Kay Michalak, Julia Müller-Maenher, Andrew Phelps; ISBN 978-3-033-02748-0